Jetzt wird es definitiv wieder einmal Zeit für ein update...diesmal gibts zur Abwechslung mal ein Reisebericht von einem Trip in den Norden.
2 Wochen in und um den Abisko Nationalpark, jetzt im nachinein vermutlich eines der gigantischsten Erfahrungen die ich bis jetzt gemacht habe. Ich entschuldige mich jetzt schon für die Häufung der Superlative die ich vermutlich hier verwenden werde... ich bin letzte Nacht zurückgekommen und wohl immer noch etwas high...

Nunja alles began mit einem Mimi-typischen Abgang Samstag Nacht am Sundsvaller Bahnhof ;-): emotional, just-in time und dramatisch, so wie es sich eben gehört;-)! 16 Stunden Nachtzug nach Abisko, eines der nördlichsten Dörfer Schwedens.
Im Gepäck Zelt, Schlafsack, Essen für 2 Wochen,gute Karten einen Kompass und was man sonst alles braucht um in der "letzten Wildnis Europas" zu überleben. Knapp 20kg brachte der Rucksack auf die Waage, der mein komplettes Zuhause plus Verpflegung für die nächsten Tage beinhaltete.
Aufgeregt, gespannt und unglaublich neugierig war ich was mich erwarten würde, während des Trips entlang des Kungsleden, des Königspfades, eines der längsten Fernwanderwege in Schweden. Von Abisko bis nach Kvikkjokk sollte es gehen, 10-12 Tage, 213km...soweit der Plan. Naja, das es aber immer anders kommt als geplant, hätte ich auch wissen können.
Ich erreichte Abisko gegen 15 Uhr am Sonntag und startete nach einem kurzen Stopp in der Touriststation, die mir leider gar nichts über den Zustand des Weges sagen konnte, den Trip.
Mir war klar das Anfang Juni ziemlich früh für so einTrip durch die Berge ist, einige kritische Stellen könnte es geben: Der Tjäktja-Pass, die Ruderboote um Seen zu überqueren und ne ganze Menge Schmelzwasser könnten einen Strich durch meine Rechnung machen.
Der Weg ist ein relativ bekannter und beliebter Pfad der auch von der Svenska Touristföreningen, der schwedischen Touristenvereinigung erschlossen ist, es befinden sich einige Hütten entlang des Weges in denen man auch übernachten kann. Zumindest während der Saison, die allerdings erst 2 Wochen später beginnen sollte^^.
Zugegebenerweise hoffte ich auch ein bisschen das zu dieser Zeit noch nicht so viele Menschen unterwegs sein würden...ich mache den Trip alleine, mit der Intension auch ein bisschen alleine zu sein...
Wie auch immer, der erste Tag sollte in der ersten Hütte enden, die einzige die schon geöffnet war, einfach um ein paar Infos zu bekommen: ist es möglich den Pass zu überqueren? Sind die Ruderboote, die über den Winter eingelagert werden schon da?
Die Antwort die ich bekam war ernüchtend. Es ist noch nichtmal möglich die 2te Hütte zu erreichen, zu große Schneefelder behindern das durchkommen, bisher sind alle, die es versucht haben, wieder umgekehrt...WAS?! Ich bin jetzt hierhergekommen, den ganzen Weg, die ganzen Vorbereitungen, alles um am 2ten Tag wieder nach hause zu gehen?! NEIN, das darf nicht sein!
Ok, nachdenken, umdisponieren...natürlich hatte ich einen Plan B, gültig ab Tag 4-5 meiner Wanderung...Aber doch nicht für Tag 2! Mh... den Abend verbrachte ich vor meinem Zelt (angenehme 10°+) über der Karte und studierte die Möglichkeiten...ich wollte nicht 2 Wochen lang damit verbringen Tagestouren zu machen, wie mir das Schweizer Pärchen empfohlen hatte, ich brauche einen Plan, will irgendwo ankommen, will ein Ziel haben!

Am nächsten Tag sprach ich mit dem Hüttenwart, einer der seit Jahrzehnten jeden Sommer eine der Hütten entlang des Kungsleden betreibt, die Gegend kennt. Er war zum Glück nicht so negativ wie die mit denen ich am Vorabend gesprochen habe. Das Wetter wird kälter...also besser (^^?!?)
Die Schneefelder, die bis jetzt unpassierbar sind, da die hohen Temperaturen der letzten Wochen den Schnee weich gemacht haben und man somit mit jedem Schritt einsinkt, könnten wieder fest werden, wenn sie ein tragen ist ein durchkommen sehr wohl möglich...zumindest eben bis zur nächsten Hütte, der Pass, naja der bleibt fraglich, aber ich sollte es einfach versuchen und wenn nicht von der zweiten Hütte aus gibt es einige Alternativ-Routen...Wenn ich bereit bin mir nasse Füsse zu holen, sollte zumindest das möglich sein! Nasse Füsse?! Warum denn eigentlich nicht?!
Ich machte mich gegen Mittag auf den Weg...ich würde einfach so weit gehen wie und wohin ich komme...auf dem Weg fing ich an mich mit der Situation anzufreunden und verspührte plötzlich ein Gefühl von unfassbarer und überwältigender und noch nie gefühlter Freiheit... 2 Wochen Zeit, Verpflegung und Ausrüstung um diese Zeit zu verbringen...wo ich wollte...und um mich herum eine sagenhaft und wunderschöne Landschaft, Natur, Birkenwälder (noch) Seen, Flüsse, Berge... egal wohin es mich treibt...alles wird es wert sein, entdeckt zu werden.
Ja und so war es!
Nach dem dritten Tag entlang dem Kungsleden- ja ich schaffte es bis Alesjaure, der 2 Hütte- entschied ich mich nicht weiter dem Kungsleden zu folgen-zum einen weil ich wusste das ich sowieso nicht die vollständige Tour laufen konnte, zum anderen weil mich doch zunehmend die Menschen die ich immer wieder traf, störten, es waren 3 im Schnitt pro Tag (6 deutschsprachige+ 3 Amis)- und entschied mich an der nächsten Kreuzung für die Wildnis... von diesem bis zum letzten Tag traf ich dann auch auf keine Menschen mehr...
Ein unbeschreibliches Gefühl, auf einem Berg zu stehen, kilometer weit sehen zu können und sicher zu sein das egal in welche Himmelsrichtung du schaust: da is niemand außer dir, soweit dein Auge reicht!
Wenn ihr jetzt denkt das war aber ganz schön leichtsinnig, was da alles passieren kann, ja! aber diese Gefahr habe ich niemals unterschätzt und genau dieser Zustand, konstant in allerhöchster Alarmbereitschaft, die Gewissheit das man komplett auf sich allein gestellt ist...vermutlich is das der thrill der das ganze noch viel intensiver werden lässt...
Es gab keinen einzigen Moment an dem ich an meinem Vorhaben gezweifelt hätte, nicht als ich das 5te mal am Tag meine Schuhe auszog um durch einen klirrend kalten Fluss zu waten
und nicht als ich morgens das Zelt öffnete und die schnee-weiße Landschaft um mich herum sah (geschockt war ich zugegebenerweise schon^^).
Aber auch als ich zum wiederholten Male morgens in die nassen Socken und damit in die gefrohrenen Schuhe steigen musste, oder als ich nach 4 Stunden Marsch durch dichten Birkendickicht-Sumpf ohne Weg dafür jeder Menge Neuschnee von oben
nein, auch da hab ich mir nie gewünscht es nicht gemacht zu haben und selbst an dem letzten Tag, als ich mir nach 3 Stunden im "Windkanal" Lapporten ernsthaft überlegt habe mich jetzt einfach im halbgefrohrenen Sumpf auf den Boden zu legen und zu warten bis der Orkan der mir seit Stunden ins Gesicht bläst und mich mit meinem 15 kg Rucksack beinahe aus den Schuhen wirft, aufhört, habe ich nicht daran gezweifelt das es das beste ist was ich je in meinem Leben gemacht habe.
Es klingt sehr romantisch und kitschig- und das ist es irgendwie auch! So sehr das ich mir gar nicht sicher bin ob ich das überhaupt hier für alle zugänglich veröffentlich will, aber ich denke ich tue es weil ich denke das die Leute die es befremdlich finden sowieso nur auf die Bilder schauen werden... die Bilder, die die Schönheit, das gigantische Ausmaß und vorallem die Farben und die überwältigende Schönheit nicht im geringsten wiedergeben können...
Also auch wenn aus den 200km nur knapp mehr als die Hälfte geworden ist, das Wetter nicht immer das angenehmste war und ich vor allem auch immernoch keine Elche gesehen habe ist dieser Trip auf jeden Fall das aufregendste und eindruckvollste das ich bisher erlebt habe...und deswegen gibts jetzt einfach noch n paar nette Bilder :-)
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abhängen... |
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obligatorischer Selfie |
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Traditionelles Samenhaus |
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Eisklumpen der sich beim Haarewaschen in meinen Haaren verfangen hatte... |
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Restaurant "zur schönen Aussicht" |
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wie gesagt... |
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ein Argument das selbst eine Mimi vom Umkehren überzeugen kann |
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Eisgekühlte Badestelle |
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eingewintertes Samendorf (unten links) |
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Berg |
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halbgefrohrenes... |
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ach... |
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Endlich: Rentiere! |
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mehr Rentiere! |
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Back in Abisko after 11 days in the wild |
So, jetzt is aber auch Schlafenszeit.
Glad midsommar!!!